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Entrepreneurial Research

  • VC für junge Berliner Unternehmen

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Die IBB Beteiligungsgesellschaft (IBB Bet) ist eine der wichtigsten VC-Adressen der Hauptstadt. Seit 1997 stellt sie jungen Berliner Unternehmen in den Bereichen ICT, Life Sciences, Industrial Technologies und Creative Industries Kapital zur Verfügung. In der Early-Stage-Phase sind das meist Seed- oder Series-A-Finanzierungen in der Größenordnung von 200.000 bis 1 Mio. €. In Folgerunden liegen die Summen auch höher – die sogenannten Tickets sind dann größer.

Zwei Fonds für die Region, für die Investitionsphase

Seit der Gründung wurden mehrere Fonds mit einem Volumen von insgesamt über 250 Mio. € aufgelegt und deren Mittel in knapp 80 Unternehmen investiert. Um dem Boom der Startup-Region Berlin Rechnung zu tragen, befinden sich zwei Fonds mit frischem Kapital momentan in der Investitionsphase: Der Tech Fonds II (60 Mio. €) und der Kreativ Fonds II (40 Mio. €). Beide werden mit öffentlichen Mitteln ausgestattet, jeweils zur Hälfte getragen von der Muttergesellschaft Investitionsbank Berlin (IBB) und aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) der Europäischen Union.

Die IBB Bet hat zum Ziel, Erträge auf das eingesetzte Kapital zu erzielen und gleichzeitig die regionale Wirtschaft fördern. Daher investiert die Gesellschaft nur in junge, wachstumsstarke Unternehmen aus Berlin. Das soll unter anderem zur Entwicklung der Region und zur Schaffung neuer Arbeitsplätze beitragen. Aus welchem Land die Gründerteams kommen, spielt keine Rolle. Wichtig ist, dass das Unternehmen in Berlin gegründet wird und dort seinen Sitz hat.

Investmentstrategie

Das 17-köpfige Team verfolgt eine aktive Investmentstrategie, wobei die IBB Bet entweder als Lead-, Co-Lead oder Co-Investor auftritt. Es muss daher immer mindestens ein weiterer privater Investor mit an Bord sein. Je nach Investorenrolle und unternehmerischer Erfahrung der Gründer unterstützt die IBB Bet auch bei strategischen Entscheidungen und bei der Vorbereitung von weiteren Finanzierungsrunden.

Zur Problemlösung bei Firmen aus dem Portfolio nutzt die IBB Bet auch Netzwerkwissen, um die Gründer zu unterstützen. Es kommt immer wieder vor, dass verschiedene Teams vor ähnlichen Problemen stehen. Wenn zum Beispiel der CFO des einen Unternehmens dem CFO eines anderen Unternehmens einen guten Tipp geben kann, versucht die IBB Bet Synergien zu schaffen.

Wann investiert wird

Die Frage nach dem geeigneten Zeitpunkt für einen Pitch beantwortet Business Analyst Benjamin Sekowski von der IBB Beteiligungsgesellschaft mit einer Differenzierung: «Wenn junge Unternehmen im Tech-Bereich bereits einen starken und schutzfähigen technologischen Vorsprung haben, sind Investments bereits in einem frühen Stadium möglich, zum Beispiel zur Finanzierung von Prototypen, bevor das Unternehmen signifikante Umsätze erwirtschaftet. In Bereichen wie Software as a Service (SaaS) müssen die jungen Unternehmen jedoch häufig schon erste traction vorweisen – rasch wachsende Benutzerzahlen – und ein schlüssiges Monetarisierungskonzept.»

Investitionskriterien

Als Erstes hinterfragt die IBB Bet immer die Relevanz des Produkts oder der Dienstleistung: Ist wirklich ein Marktpotenzial vorhanden? Löst das Unternehmen ein relevantes Problem? Ist die Lösung sinnvoll und benutzerfreundlich? Gibt es Substitute? Das Team ist ein weiteres Schlüsselkriterium: Wie viel Branchenerfahrung ist vorhanden? Wie realistisch schätzt das Gründerteam das Marktpotenzial ein? Hat das Team Gründungserfahrung? Wenn Gründer vorher schon einmal gescheitert sind, kann diese Erfahrung – je nach Lernkurve und Reflexionsniveau der Gründer – durchaus positiv gewertet werden. Nicht zuletzt schaut die IBB Bet potenzielle Portfoliounternehmer mit den Augen der Kunden an: Wie authentisch erscheinen die Gründerpersönlichkeiten? Kann ihre Begeisterung auch auf Kunden überspringen?

Intro, Pitch Deck, Business Plan

Sicher schadet es nicht, einen Investment Manager bereits im Vorfeld bei einem Gespräch (zum Beispiel am Rande einer Veranstaltung) für die eigene Gründung zu begeistern. Spätestens bei den Bewerbungsunterlagen stellt sich die Formfrage: Pitch Deck oder Business Plan? Nachdem sich die Unternehmer auf der Website über grundlegende Anforderungen an potenzielle Investments informiert haben, empfiehlt Business Analyst Sekowski für den schriftlichen Erstkontakt ein kurzes Exposé oder schlüssiges Pitch Deck, das auf rund 8 bis 15 Slides das eigene Geschäftsmodell kurz und bündig erklärt.

Ein Business Plan sei nicht zwingend nötig, kann aber helfen, komplexe Inhalte zu transportieren. Hier sollte unbedingt das Executive Summary einen professionellen Eindruck machen, aber auch Zahlenwerk, Schreibstil und Layout müssen von der ersten bis zur letzten Seite überzeugen. Sekowski: «Pitch Deck und Business Plan sind die Visitenkarten eines jungen Unternehmens. Sie sind das Erste und manchmal auch das Letzte, das wir von einem Unternehmen sehen.»

Dauer der Finanzierungsrunde

Zwischen dem Erstkontakt und einer möglichen Beteiligung der IBB Bet vergehen mindestens zwei bis drei Monate. Gründerteams sollten aber die doppelte Zeit einplanen, sagt Sekowski, weil es in der Praxis häufig länger dauern kann, die nötigen Informationen zu sammeln und sich mit allen Parteien abzustimmen. Manchmal springen auch Co-Investoren ab, was den Beteiligungsprozess zusätzlich verzögern kann. Gründerteams sollten sich in jedem Fall auf eine intensive Prüfungsphase einstellen, wenn sie die Finanzierungsrunde absolvieren wollen.

Exit

Nach durchschnittlich drei bis sieben Jahren strebt die IBB Beteiligungsgesellschaft den Exit an. Da im DACH-Raum IPOs eher die Ausnahme als die Regel sind, erfolgt der Exit häufig als Trade Sale an einen strategischen Investor.

[Dezember 2015]