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Entrepreneurial Research

  • Crowndfunding: Die Geldmenge aus der Menschenmenge

Crowdfunding vs. Crowdinvesting

Beim Crowdfunding handelt es sich ebenso wie beim populären Crowdinvesting um eine Schwarmfinanzierungsform. Das Crowdfunding unterscheidet sich dabei vom Crowdinvesting erheblich. Während die Investoren beim Crowdfunding (die Crowdfunder) als Gegenleistung für ihre Investition keine Anteile an einem Startup erwerben, sondern eine nicht monetäre symbolische Gegenleistung wie zum Beispiel ein Buch erhalten, bekommen die Investoren beim Crowdinvesting als Gegenleistung für ihre Investition Anteile an dem Startup. Sie werden mit ihrer Investition zu Mitgesellschaftern bzw. Miteigentümern des Startups und profitieren im Falle eines erfolgreichen Exits durch den Gewinn aus dem Verkauf ihrer Anteile an dem Startup. Im Ergebnis hat Crowdfunding im Gegensatz zum Crowdinvesting eher einen Spendencharakter. [1]

Crowdfunding wird bedeutungsvoller

Die Wiege des Crowdfunding liegt in den USA. Crowdfunding ist auch in Deutschland zunächst durch die in den USA ansässigen Crowdfunding-Plattformen Kickstarter und Indiegogo bekannt geworden. Die Zahl der in Deutschland aktiven Crowdfunding-Plattformen steigt seit 2011 kontinuierlich an. Auch deshalb wird das Crowdfunding als noch recht junge Finanzierungsquelle für Startups in Deutschland zunehmend bedeutungsvoller. [2] Das Finanzierungsvolumen nimmt sukzessive zu. Während im vierten Quartal 2011 nur rund TEUR 105 über Crowdfunding-Plattformen investiert wurden, sind es im vierten Quartal 2012 TEUR 796, im vierten Quartal 2013 TEUR 1.960 und zuletzt im zweiten Quartal 2014 TEUR 2.844. [3]

Wie Crowdfunding funktioniert

Das Crowdfunding ist ein weitestgehend standardisiertes Verfahren, bei dem private Gelder für ein Startup oder ein bestimmtes Projekt über Crowdfunding-Plattformen im Internet eingeworben werden sollen. [4] Projektgründer und Startups präsentieren dabei einer Vielzahl potenziellen Crowdfundern ihre Arbeitsproben, Konzepte und Geschäftsmodelle – meist aus dem künstlerischen, sozialen oder technologiebasierten Bereich. Zusätzlich nennen sie den Finanzbedarf, der zur Konzeptumsetzung gedeckt werden muss, sowie die voraussichtliche Projektlaufzeit und die symbolische Gegenleistung, die die Crowdfunder als Gegenleistung für ihre Investition erwarten können.

Die Motivation der Crowdfunder speist sich überwiegend aus altruistischen Zielen. Eine monetäre Gegenleistung für ihre Investition erwarten sie nicht. Projektgründer und Startups versuchen ihrerseits mit einer ausgeklügelten Kommunikationsstrategie, möglichst viele Crowdfunder anzusprechen und zu motivieren, eine überschaubare Summe für ihr Projekt oder Startup zu geben. Durch die Vielzahl an Crowdfundern können zum Teil erhebliche Beträge für die Umsetzung ihres Projekts oder Startups eingesammelt werden. Ein Projekt oder Startup wird gestartet, sofern das festgelegte Finanzierungsziel im festgelegten Finanzierungszeitraum erreicht wird. Sollte dies nicht gelingen, erhalten die Crowdfunder ihr investiertes Kapital in der Regel zurück. Das Projekt wird zunächst nicht durchgeführt. [5]

Eine attraktive Finanzierungsalternative für Startups

Crowdfunding ist eine attraktive Finanzierungsalternative für Gründer, die auf den Crowdfunding-Plattformen in direkten Kontakt mit vielen Internetnutzern treten können. Insbesondere für Unternehmen, die sich in der Seed-Phase befinden, kann Crowdfunding in Abhängigkeit vom Finanzierungsbedarf eine ernsthafte Alternative zu klassischem Venture Capital oder zur Unterstützung durch Business Angels sein. Crowdfunding hat noch weitere Vorteile: Als Marketinginstrument kann es helfen, das Unternehmen mit seinen Produkten und Dienstleistungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darüber hinaus bietet Crowdfunding die Gelegenheit, mögliche Zielmärkte zu identifizieren und das eigene Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen. Sind die Gründer nach einer abgeschlossenen Finanzierungsrunde noch weit vom angedachten Finanzierungsziel entfernt, ist das ein guter Hinweis darauf, dass das Geschäftsmodell nochmals überdacht werden sollte, bevor der nächste Versuch gestartet wird.

Derzeit nur begrenzte Kapitalaufnahme

Crowdfunding bietet nur die Möglichkeit einer begrenzten Kapitalaufnahme. [6] In Deutschland ist ein öffentliches Crowdfunding derzeit auf 100.000 Euro beschränkt, sofern die Gründer eine weiterführende, zeit- und kostenintensive Beschäftigung mit dem Verkaufsprospektgesetz (VerkProsG) vermeiden möchten. Häufig liegt ihr Kapitalbedarf für eine sinnvolle Umsetzung ihres Geschäftsmodells jedoch weit über 100.000 Euro. [7]

Tipps für erfolgreiches Crowdfunding

Um möglichst viele Crowdfunder zu erreichen, ist eine kreative Marketingstrategie notwendig. Der Einsatz sozialer Medien wie zum Beispiel Facebook, Twitter, LinkedIn und Xing ist naheliegend und hilfreich. Der Einsatz sozialer Medien allein reicht jedoch selten aus, um das Finanzierungsziel zu erreichen. Potenzielle Crowdfunder müssen regelrecht motiviert werden, damit sie spenden. Bewusst gewählte Gegenleistungen als symbolischer Dank für geleistete Spenden sind ein bekanntes und adäquates Mittel, um Crowdfunder zum Spenden zu motivieren. Höhere Spendenzahlungen können regelmäßig erzielt werden, wenn der Umfang der Gegenleistung an die Höhe der geleisteten Spende gekoppelt wird. Darüber hinaus kann es durchaus sinnvoll sein, das im Internet laufende Crowdfunding in die reale Welt zu übertragen – etwa durch eine Spendenparty. Durch eine solche Party besteht die Möglichkeit, weitere Menschen für die eigene Sache zu begeistern und zusätzliche Gelder einzusammeln. Zudem lernt man seine Unterstützer an einem solchen Anlass persönlich kennen. Es besteht hierdurch die Möglichkeit, ein breiteres Netzwerk von Unterstützern aufzubauen und sein Vorhaben bekannter zu machen. Das eigene Netzwerk sollte zudem aktiv vergrößert werden, indem zum Beispiel gezielt Communities in sozialen Medien und Blogs, die sich an die gewünschte Zielgruppe richten, mit der Bitte angesprochen werden, über das eigene Vorhaben zu berichten. Die Crowdfunder müssen regelmäßig über das voranschreitende Vorhaben auf dem Laufenden gehalten werden. In diesem Zusammenhang kommen wieder soziale Netzwerke, aber auch die klassische E-Mail als Kommunikationskanäle in Frage. [8]

 

Fachliteratur

[1] vgl. https://www.companisto.com/de/crowdinvesting-vs-crowdfunding (zuletzt am 14.9.2014)

[2] vgl. Kulicke/Leimbach 2012, S. 31

[3] vgl. http://de.statista.com/statistik/daten/studie/252351/umfrage/durch-crowd-funding-eingesammeltes-kapital-in-deutschland-nach-quartalen/ (zuletzt am 14.9.2014)

[4] vgl. Manchanda/Muralidharan 2014, S. 371

[5] vgl. Kulicke/Leimbach 2012, S. 31

[6] vgl. Manchanda/Muralidharan 2014, S. 371

[7] vgl. Sauer 2012

[8] vgl. Brown 2014, S. 18

 

Brown, Carolyn M. (2014): The Art of Asking for Money. 5 Tips for Running a Successful Crowdfunding Campaign, April 2014, S. 18.

Companisto (ohne Jahresangabe): Wie unterscheiden sich Crowdinvesting und Crowdfunding für Startups? https://www.companisto.com/de/crowdinvesting-vs-crowdfunding (zuletzt am 14.9.2014)

Griffin, Zachary J. (2012): Crowdfunding. Fleeces the American Masses. http://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=2030001 (zuletzt am 21.2.2014).

Kulicke, Marianne/Leimbach, Timo (2012): Gutachten. Venture Capital und weitere Rahmenbedingungen für eine Gründungskultur. Für das Sekretariat der Enquete-Kommission „Internet und digitale Gesellschaft“ des Deutschen Bundestages. http://www.bundestag.de/internetenquete/dokumentation/
Wirtschaft_Arbeit_Green_IT1/PGWAG_2012-10-22/PGWAG_2012-10-22_GutachtenFraunhoferVC.pdf (zuletzt am 21.12.2013).

Manchanda, Karish/Muralidharan, Pushkala (2014): Crowdfunding. A New Paradigm in Startup Financing, in: Global Conference on Business & Finance Proceedings, Vol. 9 (1), S. 369–374.

Sauer, Jens-Uwe (2012): Offener Brief. Erleichterung für Gründer bei Crowdfunding über 100.000 Euro. http://blog.seedmatch.de/2012/03/29/offener-brief-erleichterung-fur-grunder-bei-crowdfunding-uber-100-000-euro/ (zuletzt am 21.2.2014).

Statista (ohne Jahresangabe): Durch Crowdfunding eingesammeltes Kapital in Deutschland in den Jahren 2011 bis 2014 nach Quartalen (in 1.000 Euro). http://de.statista.com/statistik/daten/studie/252351/umfrage/durch-crowd-funding-eingesammeltes-kapital-in-deutschland-nach-quartalen/ (zuletzt am 14.9.2014)

 

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